Ein Lomnitzer auf der Lomnitzer Spitze

Den ersten kleinen Reisebericht widme ich - das ist Ehrensache - der Lomnitzer Spitze in der Hohen Tatra. Immerhin komme ich ja aus Lomnitz, wenn auch dem Lomnitz in Sachsen.

Völlig ahnungslos, was mich an einem schönen Augustwochenende in der Slowakei so erwarten würde ging es nachmittags los um zur Dämmerung im polnischen Teil der Tatra anzukommen.

 

Die erste Tour führte auf den "Adlerweg". Das ist eine fantastische Grattour mit Kettenversicherungen, hier und da mal einer Leiter und jeder Menge Fernsicht. Wer einmal eine Stunde lang einer knapp & sportlich bekleideten polnischen Bergsteigerin über Fels folgen durfte will da immer wieder hin! Trotz der 12h-Klotztour! Am nächsten Tag dann die berühmte Runde über Tery-Hütte und Räuber-Hütte, auch wieder ungeheuer aussichtsreich und auch wieder ein 10h-Tag.

Aber hier soll es einmal um die Lomnitzer Spitze gehen, die sich gewaltig und ohne Vorwarnung 1700 Meter aus der Ebene erhebt.

 

Der einigen DDR-Urlaubern vielleicht noch bekannte riesige Zeltplatz Eurocamp ist inzwischen geschlossen und gammelt so langsam vor sich hin. Dort wo sich früher hunderte Zelter dicht an dicht drängten habe ich halb illegal eine Nacht verbracht - ganz allein und genau an den ehemaligen Volleyball-Spielplätzen. Rechts im Bild ist allerdings der einzig übriggebliebene kleinste Zeltplatz "Tatranec" zu sehen. Während alle Pensionen ausgebucht waren, war die Frequentierung hier noch überschaubar, trotz Hauptreisezeit!

Von Tatranska Lomnica fährt eine Seilbahn zum Skalnate pleso. Von hier führt ein weiterer Lift hinauf zur Lomnitzer Spitze. Die Preise für diese Aktion sind gepfeffert: 25 Euro kostet der Spaß. Zum Vergleich: Der billigste Kneipenbesuch kam 3,50€, der teuerste 6 Euro, jeweils inklusive Pivo und mit leckeren slowakischen Spezialitäten!

 

Außerdem geht es sowieso gegen die Ehre, sich auf die Lomnitzer Spitze fahren zu lassen, dass muss schon aus eigener Kraft geschehen!

Doch so einfach ist das gar nicht! Der einstige Normalweg aus dem Kleinen Kohlbachtal ist längst in Vergessenheit geraten. Und die sorgfältig mit Steinplatten ausgelegten weit ausholenden Serpentinen vom Skalnate-See zum Lomnitzer Rücken sind aus Naturschutzgründen gesperrt. Um in die Nähe der Spitze zu kommen muss man also doch den Sessellift nehmen. Somit teilt man sich das Bergerlebnis noch mit einigen anderen Turnschuh-Touristen. Der beeindruckende Tiefblick hinunter in die Ebene und hinüber zur Niederen Tatra sei ihnen gegönnt!

Sich in die Felsen zu begeben und die markierten Wege zu verlassen ist in der Tatra nur mit Führer gestattet. Einzig Mitglieder eines Bergsportvereins dürfen das. Glück gehabt, denn der DAV-Ausweis zeichnet mich als ein solches ja aus. Nur habe ich nicht so richtig mitbekommen ob man sich trotzdem bei der Bergwacht anmelden muss oder nicht. Es gibt da in der Literatur und im Netz verschiedenste Auffassungen.

Egal, ich machte dann einfach mal los. Zunächst noch völlig harmlos auf ausgelegten Steinplatten, die sich dann irgendwo am Hang verloren. Hier steuerte ich  auf eine große nach rechts geneigte Platte zu und erreichte über eine Rinne links derselben eine Scharte direkt am Grat. Einige Minuten nach rechts in eine Felsschlucht und es ward knackig, denn es ging nun sehr steil und ausgesetzt über Versicherungen, Ketten und Klammern eine Wand hinauf. Aber alles war gut in Schuss, sodass ich dann durch die auf dem Foto erkennbare Hauptschlucht kletternd die Spitze erreichen konnte.

Oben auf 2632m angekommen ist man natürlich nicht mehr allein. Es gibt eine Beobachtungsstation, mehrere Aussichtsplattformen, natürlich einen Getränkestützpunkt mit Terrasse. Und jede Menge Aussichten mit relaxten fotografierenden Leuten davor. Klar, dass ich mich in den Pulk mal mit eingereiht habe!

Im Bild oben schaut man auf den Ausgangspunkt der Turnerei hinunter, in den Lomnitzer Sattel.

 

Beeindruckend ist auch der Tiefblick hinunter auf die Fünf Zipser Seen mit der Tery-Hütte. Glaubt man einem alten Bergführer-Buch muss es von da unten eine ungeheuer eindrucksvolle und halbwegs machbare Route auf die Lomnitzer Spitze geben, den sogenannten Jordan-Weg. Wer zufällig über diese Zeilen stolpert und mehr dazu weiß, der möge sich bitte bei mir melden!

Beim Abstieg dann kann muss man dann noch einmal durch die traurige Hinterlassenschaft des Orkans von 2004 wandern. Wer meint, das stellenweise entwaldete Seifersdorfer Tal wäre schlimm, der muss sich einmal hier in der Tatra umschauen! Quadratkilometerweise vernichtete Wälder soweit das Auge reicht, wo nur vereinzelt noch ein paar Stumpen stehen, dazwischen Häuser, einst vom Wald umgeben aber nun völlig freistehend! Doch auch hier haben fleißige Hände das meiste beräumt und in Ordnung gebracht, aber Narben bleiben trotzdem.

Alles in allem eine tolle Landschaft, die nach der Wende zu Unrecht aus dem Focus gerückt ist!

Die nächste Reise ist schon in Planung, es soll natürlich noch auf die Gerlach-Spitze und den Rysy gehen

und auch die noch viel unbekanntere westliche Tatra lockt mit ausgedehnten Bergtouren!