Lobosch & Milleschauer - Ostersonntag im Böhm´schen

Ostern ist sicherlich die beste Zeit für kurze Spaziergänge mit der Familie. Bei dem tollen Wetter kann man sich aber natürlich auch etwas mehr vornehmen: Eine Fahrt ins Böhmische zum Beispiel.

Weitgehend unbekannt - und das zu Unrecht - ist das Böhmische Mittelgebirge, welches sich südlich vom Erzgebirge beiderseits der Elbe erstreckt. Zu den vielen kegelförmigen Vulkankuppen sollte es heute also gehen, von denen jede zweite mit einer Burgruine bestückt ist.

Ausgangspunkt nach der Fahrt auf der neuen Autobahn nach Prag ist das Dorf Welemin. Nach dem Aufstieg durch das Wopparner Tal mit einer krönenden Burgruine findet sich schnell der bequeme Weg, der sich auf den Lobosch (569m) hinauf windet.

Dieser Kegel wird - in dieser Gegend sehr ungewöhnlich - sogar von einer Restauration gekrönt. Damit der Rucksack etwas leichter wird ziehen wir diesmal die mitgebrachte Verpflegung aber vor. Von der Gipfelplattform bietet sich ein toller Rundblick, fast bis nach Prag. Blickfang im Nordwesten natürlich der Milleschauer, höchster Berg weit und breit und damit Königin des Böhmischen Mittelgebirges.

Tief unten die Elbe bei Lobositz, die hier noch etwas jünger ist als im Sächsischen.

Auch blickt man von hier oben auf das Schlachtfeld hinunter, wo 1756 der Siebenjährige Krieg begann. Das erste Gefecht im Ringen von Preußen gegen Sachsen und dessen Verbündete fand nämlich hier in Böhmen statt, die sächsische Armee war schon vorher bei Pirna umzingelt worden.

Vom Lobosch sind es nun 12 Kilometer bis zum Milleschauer. Trotz dieser Länge wird es nicht langweilig, denn zunächst muss die Großbaustelle des letzten Abschnittes der Autobahn Dresden-Prag überquert werden. Das ist schon ein kleines Abenteuer, denn tief haben hier die Bagger gegraben und ein breites Band quer durch die Landschaft gepflügt.

Jedenfalls wird immerhin gebaut, wie letztendlich der Kompromiss zwischen Naturschutz und Verkehranforderungen nach Jahren des Streites aussieht kann man jetzt noch nicht erkennen. Ein Tunnel scheint jedenfalls nicht dazuzugehören.

Weiter geht es durch blühende Hecken und Feldraine, bald unter Obstbäumen hindurch bald über Wiesen. Auch ein kleines Dorf wird durchquert, bis es im Wald wieder hinaufgeht, zur Milleschauer Wostrey. Von hier oben hat man den schönsten Blick auf den Milleschauer und das Dorf darunter samt Schloss. Beides nur leider entmutigend weit weg.

Außerdem gibt es hier oben noch eine alte seit dem 16. Jahrhundert verfallene Burg. Genau richtig für die verspätete Mittagsrast. Ende April ist überhaupt die schönste Zeit für einen Besuch dieser Gegend, denn das gelbe Felsen-Steinkraut, das sich überall an die Ruinen und den Basaltfelsen krallt, ergibt ein tolles Bild!

Weiter unten im Dorf Milleschau sei uns ein kleines Motivationstief im Angesicht eines Fünfhundert-Meter-Anstieges genau zum warmen Nachmittag einmal verziehen. Eine kleine Pause in einem Meer aus Löwenzahn und weiter gehts.

Im Dorf dann noch eine alte Sonnenuhr, dessen deutsche Beschriftung uns daran erinnert, dass hier einst der Großteil der Bevölkerung deutschstämmig war. Deren Vertreibung nach 1945 und die Ereignisse, die überhaupt erst zum Weltkrieg führten, sind ein schmerzliches Kapitel unserer Geschichte.

Der Lohn der Mühe ist ein Ausblick vom alten Turm der Wetter- beobachtungsstation. Schon der große Weltreisende Alexander von Humboldt rühmte die Aussicht als drittschönste auf seine Reisen. (Andere Quellen sagen, sie würde nur zu den drittschönsten gehören, und wieder andere schreiben von der sechstschönsten. Jedoch ist nirgends zu lesen welche denn nun die anderen Aussichten sind, nur damit man mal einen Vergleich hätte.)

Jedenfalls überragt der Milleschauer alle anderen und man schaut wie ein Vogel auf unzählige Vulkankuppen hinab. Weit im Norden die scheinbar unüberwindliche ungemein bedrohlich wirkende hunderte Meter hohe Mauer des Erzgebirges. Man fühlt sich wahrlich wie Frodo auf dem Schicksalsberg!

Im kleinen Ausschank auf dem Gipfel dann noch der freundliche Hinweis, dass das Bier ja 13% hätte und wir sollten deshalb aufpassen.

Im Land des Bieres sollte man aber eigentlich nicht die Stammwürze mit dem Alkoholgehalt verwechseln.

Eigentlich ziemlich peinliche Vorstellung. Der Abstieg ging dann jedenfalls recht zügig vonstatten.

Alles in allem waren es 26 km und 1250 Höhenmeter verteilt auf drei Gipfel, zwei Burgruinen und einem Böhm´schen auf dem Milleschauer!